Dokumentbetrachter Atril

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Kurze Übersicht

Atril ist der offizielle Dokumentbetrachter der MATE-Desktopumgebung und ein Fork des beliebten Evince aus der GNOME 2-Ära. Die Anwendung bietet eine klassische, benutzerfreundliche Oberfläche mit Menüleiste und editierbarer Werkzeugleiste für die Anzeige von PDF-, PostScript-, DjVu-, DVI-, XPS-, ePub- und TIFF-Dokumenten. Als leichtgewichtige Alternative zu modernen Dokumentbetrachtern behält Atril die bewährte Usability von GNOME 2 bei und funktioniert hervorragend auf älteren Systemen.

PDF-Viewer
Dokumentbetrachter
MATE Desktop
Evince-Fork
PostScript
DjVu
Leichtgewichtig
GTK3

Systemanforderungen

Komponente Geschätzter Bedarf
Speicherplatz ca. 8-12 MB (abhängig von installierten Backends)
RAM-Bedarf ca. 25-40 MB im Betrieb (variiert mit Dokumentgröße und -komplexität)
Betriebssystem Linux (alle Distributionen mit GTK-Unterstützung), auch außerhalb von MATE nutzbar
GTK-Version GTK 3.x (ältere Versionen verwendeten GTK 2.x)
Backends Poppler (PDF), GhostScript (PostScript), DjVuLibre (DjVu), libspectre (EPS), optional weitere für TIFF, DVI, XPS, ePub
MATE-Abhängigkeiten Minimal (nur 2 kleine MATE-Pakete mit ca. 3 MB, Rest ist Standard-GTK)

Funktionen

Funktion Beschreibung
Umfassende Formatunterstützung PDF, PostScript (PS), Encapsulated PostScript (EPS), DjVu, DVI, XPS, ePub, Multi-Page TIFF und Comic Book Archive (CBR, CBZ)
Klassische Benutzeroberfläche Traditionelle Menüleiste mit Icons und Tastenkombinationen, editierbare Werkzeugleiste – keine modernen Client-Side Decorations (CSD) oder „Hamburger-Menüs“
Seitenvorschau & Navigation Miniaturansichten in der Seitenleiste, Inhaltsverzeichnis-Navigation bei unterstützten Dokumenten, Lesezeichen-Funktion
Textsuche & Kopieren Integrierte Volltextsuche mit Hervorhebung der Treffer, Kopieren von Text in die Zwischenablage
Präsentationsmodus Vollbild-Präsentationsmodus für Vorträge und Vorlesungen, Steuerung über Tastatur
Druckfunktion Direktes Drucken über das GNOME/GTK-Drucksystem mit Seitenauswahl und Vorschau
Verschlüsselte Dokumente Öffnen und Anzeigen passwortgeschützter PDF-Dateien
Hypertext-Navigation Anklickbare interne und externe Links in PDF-Dokumenten
Kommandozeilenschnittstelle CLI-Optionen zum Öffnen spezifischer Seiten, Vollbildmodus, Präsentationsmodus und mehr

Ausführliche Beschreibung

Über Atril:
Atril wurde als Fork von Evince entwickelt, als die MATE-Community den GNOME 2-Desktop weiterführte. Der Name leitet sich vom katalanischen Wort für „Lesepult“ ab. Atril bewahrt die Benutzerfreundlichkeit und klassische Oberfläche von Evince vor der GNOME 3-Ära und wird aktiv vom MATE-Team gepflegt und weiterentwickelt.

Die Philosophie hinter Atril ist einfach: Ein Dokumentbetrachter soll Dokumente anzeigen – ohne unnötige Komplexität oder moderne UI-Experimente. Während Evince mit GNOME 3 auf Client-Side Decorations, Hamburger-Menüs und andere moderne UI-Paradigmen umgestellt wurde, behält Atril die bewährte Oberfläche mit traditioneller Menüleiste, sichtbaren Icons und editierbarer Werkzeugleiste bei. Dies macht Atril besonders attraktiv für Nutzer, die Wert auf Effizienz und vertraute Bedienung legen.

Atril fungiert als Frontend für verschiedene Backend-Bibliotheken: Poppler für PDFs, GhostScript für PostScript-Dateien, DjVuLibre für DjVu-Dokumente und weitere spezialisierte Bibliotheken für andere Formate. Die Anwendung ist bemerkenswert leichtgewichtig und verbraucht deutlich weniger Ressourcen als moderne Alternativen, wodurch sie ideal für ältere Hardware oder ressourcenschonende Systeme ist.

Ein oft übersehener Vorteil von Atril: Die Software funktioniert hervorragend auch außerhalb der MATE-Desktopumgebung. Trotz MATE-Branding benötigt Atril nur zwei kleine MATE-Pakete (ca. 3 MB) zusätzlich zu Standard-GTK-Bibliotheken. Viele XFCE- und andere Desktop-Nutzer bevorzugen Atril gegenüber den mitgelieferten Dokumentbetrachtern wegen der besseren Formatunterstützung und ausgereiften Funktionalität.

Ein Kritikpunkt betrifft die Suchfunktion: Im Gegensatz zu Evince durchsucht Atril jeweils nur die aktuelle Seite, nicht das gesamte Dokument auf einmal. Für Nutzer, die häufig in großen PDF-Dokumenten suchen, kann dies umständlich sein. Allerdings wiegt dieser Nachteil für die meisten Anwendungsfälle die Vorteile der klassischen Oberfläche und besseren Usability auf.

Einsatzgebiete: Anzeige von PDF-Dokumenten, wissenschaftliche Paper (DVI-Format), E-Books (ePub), DjVu-Archive, PostScript-Dokumente, Comic-Archive (CBR/CBZ), Präsentationen im Vollbildmodus, Dokumentendruck, als leichtgewichtige Alternative zu Evince oder Okular

Lizenzierung: GNU GPL v2.0 oder höher (Freie Open-Source-Software)

Weitere Informationen: mate-desktop.org | Repository: GitHub | Wiki: MATE Wiki

Vergleichbare Linux-Alternativen

Alternative Beschreibung
Evince
RAM ~35 MB • Speicher ~10 MB
Der Original-Dokumentbetrachter von GNOME, von dem Atril abstammt. Moderne Version mit GNOME 3-Integration, Client-Side Decorations und besserer Volltextsuche. Ideal für GNOME-Nutzer, aber mit weniger traditioneller UI als Atril.
Okular
RAM ~50 MB • Speicher ~25 MB
Der KDE-Dokumentbetrachter mit umfangreichen Features: Annotationen, Formular-Unterstützung, Signaturen, automatisches Neuladen bei Dateiänderungen. Feature-reichster PDF-Viewer, aber größerer Ressourcenverbrauch. Optimal für KDE Plasma.
Zathura
RAM ~20 MB • Speicher ~5 MB
Minimalistischer, tastaturgesteuerter Dokumentbetrachter im Vim-Stil. Extrem leichtgewichtig und schnell, ideal für Tiling-Window-Manager. Steile Lernkurve, aber maximale Effizienz für Power-User.
Xreader
RAM ~30 MB • Speicher ~12 MB
Linux Mint Fork von Atril, ursprünglich für Cinnamon/Xfce entwickelt. Sehr ähnlich zu Atril, aber mit einigen Mint-spezifischen Anpassungen. Gute Wahl für Linux Mint-Nutzer, die keine MATE-Abhängigkeiten wollen.
MuPDF
RAM ~15 MB • Speicher ~8 MB
Ultraschneller, minimalistischer PDF-Viewer mit exzellenter Rendering-Engine. Keine ausgefeilte GUI, aber beste Performance und Qualität. Von den Ghostscript-Entwicklern (Artifex), ideal für anspruchsvolle PDFs.

Hinweis zur Auswahl: Atril ist die beste Wahl für Nutzer klassischer Desktop-Umgebungen (MATE, XFCE) und alle, die eine traditionelle Oberfläche ohne moderne UI-Experimente bevorzugen. Evince ist besser für GNOME-Nutzer und bietet bessere Dokumentensuche. Okular ist feature-reichster, aber ressourcenintensiver – ideal für KDE. Zathura und MuPDF sind für Minimalisten und Power-User. Xreader ist praktisch für Linux Mint-Nutzer. Die Wahl hängt primär von Desktop-Umgebung und persönlichen UI-Präferenzen ab – funktional sind alle Alternativen solide.

Download & Installation

Website: mate-desktop.org | Quellcode: GitHub | Dokumentation: MATE Wiki

Debian/Ubuntu/Linux Mint

# Atril und empfohlene Backends installieren
sudo apt update
sudo apt install atril

# Optional: Zusätzliche Formatunterstützung
sudo apt install atril-common \
                 gir1.2-atril \
                 poppler-utils \
                 djvulibre-bin \
                 ghostscript

# Für ePub-Unterstützung (falls verfügbar)
sudo apt install gir1.2-evince-3.0

Fedora/RHEL/CentOS

# Mit DNF installieren
sudo dnf install atril

# Zusätzliche Backends
sudo dnf install poppler-utils djvulibre ghostscript

Arch Linux

# Aus offiziellen Repositories
sudo pacman -S atril

# Backends (meist als Abhängigkeiten installiert)
sudo pacman -S poppler djvulibre ghostscript libspectre

NixOS

# Deklarative Konfiguration in configuration.nix
environment.systemPackages = with pkgs; [ 
  mate.atril
  # Backends werden automatisch als Abhängigkeiten installiert
];

# Oder imperativ installieren
nix-env -iA nixos.mate.atril

openSUSE

# Mit Zypper installieren
sudo zypper install atril

# Zusätzliche Backends
sudo zypper install poppler-tools djvulibre ghostscript

Flatpak (distributionsunabhängig)

# Flatpak einrichten (falls noch nicht geschehen)
sudo apt install flatpak  # Debian/Ubuntu
flatpak remote-add --if-not-exists flathub https://flathub.org/repo/flathub.flatpakrepo

# Atril installieren
flatpak install flathub org.mate.atril

# Starten
flatpak run org.mate.atril

Aus Quellcode kompilieren

# Abhängigkeiten installieren (Debian/Ubuntu)
sudo apt install build-essential autoconf automake libtool \
                 libgtk-3-dev libglib2.0-dev \
                 libpoppler-glib-dev libspectre-dev \
                 libdjvulibre-dev libtiff-dev \
                 libcaja-extension-dev \
                 yelp-tools gtk-doc-tools

# Repository klonen (mit Submodulen)
git clone --recursive https://github.com/mate-desktop/atril.git
cd atril

# Autogen und Konfiguration
./autogen.sh --prefix=/usr \
             --sysconfdir=/etc \
             --localstatedir=/var \
             --enable-djvu \
             --enable-dvi \
             --enable-t1lib \
             --enable-pixbuf \
             --enable-comics \
             --enable-xps \
             --enable-introspection

# Kompilieren
make

# Optional: Installieren
sudo make install

Empfehlung: Für die meisten Nutzer ist die Installation über den Standard-Paketmanager die beste Option. Atril ist in allen Linux-Distributionen verfügbar und wird oft als Abhängigkeit von MATE installiert. Auch Nicht-MATE-Nutzer können Atril problemlos installieren – die MATE-Abhängigkeiten sind minimal (ca. 3 MB zusätzlich).

Backends und Formatunterstützung

Atril benötigt verschiedene Backend-Bibliotheken für unterschiedliche Formate:

Format Benötigtes Backend / Paket
PDF poppler-glib (Standard, meist vorinstalliert)
PostScript (PS/EPS) ghostscript, libspectre
DjVu djvulibre, libdjvulibre
DVI texlive-binaries (für DVI-Unterstützung)
XPS libgxps
ePub webkit2gtk (optional, nicht in allen Versionen)
TIFF libtiff
Comics (CBR/CBZ) unrar oder p7zip (für komprimierte Archive)

Als Standard-PDF-Viewer festlegen

# Atril als Standard für PDF-Dateien setzen
xdg-mime default atril.desktop application/pdf

# Für mehrere Dokumentformate
xdg-mime default atril.desktop application/pdf application/postscript image/vnd.djvu

Erste Schritte nach der Installation

Nach der Installation können Sie:

  1. Dokument öffnen: Doppelklick auf PDF/PS/DjVu-Datei oder Strg+O in Atril drücken und Datei auswählen. Atril startet schnell und zeigt das Dokument sofort an.
  2. Navigation nutzen: Seitenleiste (F9) zeigt Miniaturansichten und Inhaltsverzeichnis. Pfeiltasten oder Mausrad für Seitennavigation, Strg+F für Textsuche.
  3. Ansicht anpassen: Zoom-Stufen über Menü oder Strg++/Strg+– anpassen. „Beste Anpassung“ (Strg+0) passt Seite an Fenstergröße an.
  4. Präsentationsmodus: F5 oder Menü → Ansicht → Präsentation für Vollbild-Präsentationen. Ideal für Vorträge und Vorlesungen.
  5. CLI-Nutzung: atril -i 2 -s dokument.pdf öffnet Dokument auf Seite 2 im Präsentationsmodus. atril --preview datei.ps für Druckvorschau.
  6. Werkzeugleiste anpassen: Rechtsklick auf Werkzeugleiste → „Werkzeugleiste bearbeiten“ ermöglicht Hinzufügen/Entfernen von Buttons nach persönlicher Präferenz.

Atril auf nicht-MATE Desktops verwenden

Atril funktioniert hervorragend auf jedem Linux-Desktop, nicht nur MATE:

# Für XFCE-Nutzer: Atril als Alternative zu xpdf/epdfview
# Ersetzt leichtgewichtige, aber limitierte Standard-Viewer

# Für GNOME-Nutzer, die klassische UI bevorzugen
# Alternative zu modernem Evince mit CSD

# Für KDE-Nutzer, die leichtere Alternative zu Okular wollen
# Weniger Features, aber deutlich ressourcenschonender

# Theme-Anpassung für bessere Integration:
# GTK-Theme des Desktops wird automatisch verwendet

Tastenkombinationen (Auswahl)

Tastenkombination Funktion
Strg+O Dokument öffnen
Strg+S Dokument speichern (Kopie)
Strg+P Drucken
Strg+F Text suchen
Strg+G / Strg+Shift+G Nächster / Vorheriger Suchtreffer
F9 Seitenleiste ein-/ausblenden
F5 Präsentationsmodus
F11 Vollbildmodus
Strg++ / Strg+– Vergrößern / Verkleinern
Strg+0 Beste Anpassung

Problemlösung

# Problem: Atril startet mit falscher Zoom-Stufe
# Lösung: Standardzoom über dconf-editor anpassen
# Pfad: org.mate.Atril.Default → sizing-mode

# Problem: DjVu-Dateien werden nicht angezeigt
# Lösung: DjVuLibre-Backend installieren
sudo apt install libdjvulibre-dev djvulibre-bin

# Problem: PostScript-Dateien fehlerhaft
# Lösung: Ghostscript aktualisieren oder neuinstallieren
sudo apt install --reinstall ghostscript

# Problem: Atril-Theme passt nicht zum Desktop
# Lösung: GTK-Theme-Einstellungen des Desktops werden verwendet
# Für MATE: mate-appearance-properties
# Für andere: lxappearance oder gtk-chtheme verwenden

Hinweis zu Versionen: Atril wird regelmäßig mit neuen MATE-Releases aktualisiert. Die aktuelle stabile Version ist Teil von MATE 1.28 (Stand 2024). Ältere Versionen liefen noch mit GTK2, moderne Versionen nutzen GTK3. Die Funktionalität bleibt weitgehend konsistent über Versionen hinweg. Atril läuft ausgezeichnet auf älterer Hardware und ist deutlich ressourcenschonender als Evince oder Okular.

Warum Atril statt Evince? Viele Nutzer bevorzugen Atril wegen der traditionellen UI ohne Client-Side Decorations, der editierbaren Werkzeugleiste, Menüs mit Icons und Tastaturkombinationen sowie der insgesamt klassischeren Bedienung. Atril repräsentiert „Evince, als es noch gut war“ – vor den UI-Änderungen in GNOME 3. Für Nutzer, die eine bewährte, stabile Oberfläche bevorzugen, ist Atril die bessere Wahl.


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